Ein TMD-SEC-Nachdenk- und Meinungssplitter: Was ist eine wirkliche Finanzierungs-Schieflage?

Mit rund drei Milliarden Dollar entspricht der WHO-Jahresetat (WHO = Weltgesundheitsorganisation) dem eines Großstadtkrankenhauses wie der Berliner Charité. Und nur knapp 15 Prozent der Mittel sind Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten – der große Rest freiwillige und oft zweckgebundene Spenden von Ländern und privaten Stiftungen.

Quelle: Tagesschau.de vom 21.5.23.

Also genau die Organisation, die sich übernational um Gesundheitsförderung und Vorsorge (und natürlich Pandemiebekämpfungen, Impfprogramme, Seuchenbekämpfungen und, und, und) kümmert, hat einen Etat, der in etwa dem eines deutschen Großstadt-Krankenhauses entspricht. Und noch einmal: Von den 3 Milliarden Dollar sind nur 15%, sind also nur 450 Mio. Dollar (!!!) Pflichtbeiträge der Mitgliedsstaaten. Der Rest, und damit der Großteil des Budgets, gerne auch noch einmal wiederholt: Oft zweckgebundenen Spenden von Staaten und privaten Stiftungen.

Ich will natürlich nicht unterschlagen, dass auch 450 Mio. Dollar, auch 3 Milliarden Dollar, viel Geld ist. In Zeiten der immer größer werdenden Haushalte (und Haushaltsdefizite) und der immer häufigeren Meldungen über mega Privatvermögen, die Zahlenbeschreibungen „Millionen“ und „Milliarden“ werden immer mehr, fast schon inflationär gebraucht zur Erfassung der Volumina, scheint das fast unterzugehen. Aber eine weltweit agierende überstaatliche Gesundheitsorganisation wie WHO erscheint damit schon arg unterfinanziert. Oder?

Gleichzeitig, taggleich, wird berichtet über eine rein private ISS-Weltraummission des Unternehmens SpaceX und anderer Firmen, für die die beteiligten 4 Raumfahrer jeweils 50 Mio. Dollar gezahlt haben. 2 Missionsteilnehmer kommen aus Saudi-Arabien.

Das heißt also, und ich will betonen, dass ich keinesfalls grundsätzlich gegen die Erforschung des erdnahen Orbits bin oder auch der Tiefen des Alls, dass zum Vergnügen einer 4-köpfigen, zahlungsfähigen „Elite“, was immer man unter Elite verstehen mag, nicht nur tausende von Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen werden, sondern selbiges Vergnügen auch noch dem Gegenwert von 44,44% des festen Budgets der Weltgesundheitsorganisation entspricht. Und mit den zur Rede stehenden 200 Mio. Dollar (4 x 50) sind ja nicht die Gesamtkosten der Mission beschrieben, sondern lediglich der Preis der Tickets.

Ich hoffe, ich bin nicht der Einzige auf der Welt, der das bedenkenswert findet.

Der CO-2-Ausstoß wird übrigens bei einem Raketenstart einer Falcon 9-Rakete (eines der SpaceX-Modelle) mit 75 Tonnen pro Fluggast angegeben. Das klingt jetzt erstmal nicht spektakulär, wird es aber, wenn man mal versucht, 300.000 Kilogramm (4 x 75 Tonnen) einen Meter von links nach rechts zu heben. Selbst ein Langstreckenflug (10.000 km) mit einem herkömmlichen Verkehrsflugzeug kommt nur auf 0,5 Tonnen CO-2 pro Passagier, und schon Langstreckenflüge gelten ja nicht gerade als Klimaschmeichler.

Quelle dieser Zahlen ist ARD-Alpha und innerhalb dessen der Bayrische Rundfunk: https://www.ardalpha.de/wissen/weltall/raumfahrt/weltraum-tourismus-raketen-co2-bilanz-umwelt-100.html#:~:text=Der%20direkte%20CO2%2DAussto%C3%9F%20einer,so%20die%20Atmosph%C3%A4ren%2DForscherin%20Marais.

Da soll nochmal jemand sagen, unsere Rundfunkbeiträge würden nur für Unsinnigkeiten verprasst werden. Danke für diese schnell auffindbaren, gut recherchierten Fakten.

Also. Entschieden Sie selbst. Lieber das fixe Budget der WHO erhöhen oder einen Sparplan abschließen, um 50 Mio. Dollar zusammenzusparen für einen privaten Weltraumflug und die Atmosphäre weiter mit CO2 auffüllen.  

Klar, wir haben keinen direkten Einfluss auf die zur Entscheidung gestellte Thematik. Oder? Aber unabhängig davon, ob wir Einfluss haben, können wir eine Entscheidung für uns treffen. Und diese Entscheidung ist die Basis dessen, was ich eine Meinung nenne. Und im Gegensatz zu vielen anderen Ländern auf der Welt herrscht in unserer schönen Bundesrepublik ja Meinungsfreiheit.

Abschließend kann ich mit dieser Volte noch kurz einfügen, warum ich die Staatsbürgerschaft von zwei der vier Astronauten explizit nenne. Weil diese zwei eben aus einem Land kommen, in dem genau das, Meinungsfreiheit, nicht herrscht. Es ist schon spannend, oder? Was Geld alles kaufen kann und wie sehr wir bereit sind, unsere eigenen Überzeugungen dafür nicht mehr so genau zu nehmen.    

Also. „Meinen Sie mal los.“ Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

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